Netzwerktreffen der Chinesisch-Deutschen Rechtsinstitute in China

7. November – 10. November 2024.

Drei DAAD-Leuchttürme strahlen zusammen.

Für 4 Tage lud das CDIR mit der Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) die zwei anderen deutsch-chinesischen Rechtsinstitute in China aus der Nanjing Universität und der Tongji-Universität aus Shanghai zum Rechtsaustausch nach Peking zur CUPL (Chinese University of Political Science and Law) ein. Insgesamt haben sich über 60 Teilnehmer der drei Rechtsinstitute für das Programm eingefunden. Mit dem Ziel die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt der drei rechtswissenschaftlichen „Leuchtturm“-Programme des DAAD in China zu stärken bot das Programm, das vom Vizedirektor des CDIR, Balduin Benesch, gestaltet und geleitet wurde, diverse fachliche sowie spielerisch-interaktive Aktivitäten und sonstige Möglichkeiten zum Austausch aller Teilnehmer an.

Das Programm zum Netzwerktreffen 2024.

7. November – Anreise und Abendessen

Nach der Ankunft der anreisenden Studierenden und Hochschullehrer aus Nanjing (Herr Prof. Benjamin Pißler und Herr Prof. LIU Qingwen) und Shanghai (Herr Prof. GAO Xujun und Herr Prof. ZHANG Taolü) kamen alle Teilnehmer zum Programmanfang gemeinsam im eigens gemieteten Saal des BUPT-Hotels zum Buffet-Abendessen zusammen. Herr Prof. Dr. XIE Libin, der Direktor des CDIR, sowie Herr Ole Engelhardt, Leiter des Pekinger DAAD-Büros, und Balduin Benesch begrüßten die anreisenden Teilnehmer vor und nach der Eröffnung des Buffets. Bei Einlass waren die 6 großen Tische jeweils mit unterschiedlich gefärbten Servietten bestückt worden. Mit dem Ziel die Teilnehmer zu „mischen“ mussten sich die Studierenden entsprechend der ihnen zugeteilten Universitätsfarbe auf die Plätze mit den entsprechend gefärbten Servietten setzen. Insgesamt waren das Essen, die Servietten und die Teilnehmer ein buntgemischter Haufen.

Herr Ole Engelhardt (DAAD-Büroleiter in Peking; links vortragend) wünscht allen Teilnehmern einen fruchtbaren Austausch.

8. November – Fachvorträge und Campuserkundung

Am Morgen des nächsten Tages fand auf dem Haidian-Campus der China University of Political Science and Law der erste inhaltliche Programmpunkt des Treffens statt. Die Studierenden haben auf Ihren Plätzen gleich mehrere Gastgeschenke und insbesondere einen designten Jute-Beutel zum Netzwerktreffen (Bild ganz unten rechts) vorgefunden. Herr Prof. XIE Libin (Bild links), Herr Prof. GAO Xujun (Bildmitte) und Herr Prof. Benjamin Pißler (Bild rechts) präsentierten nacheinander die deutsch-chinesischen Rechtsinstitute ihrer Universitäten und stellten dabei die Entstehungsgeschichte, den Institutsaufbau, Schwerpunkte der Institutsarbeit und aktuelle Herausforderungen vor Ort heraus: Die Nanjing Universität und die Tongji-University bieten an ihren Instituten ein Doppelmasterprogramm sowohl für chinesische als auch für deutsche Studierende an während im CDIR in der CUPL das Masterprogramm nur für eigene chinesische Studierende konstituiert ist. Das CDIR sticht dafür mit der hohen Zahl von Kooperationsuniversitäten hervor. Auch bei der Größe der deutsch-chinesischen Rechtsbibliotheken haben sich die Direktoren scherzhaft miteinander gemessen. Zur Freude aller Teilnehmer betonte Herr Prof. Gao, dass die drei Institute nicht in einem Wettbewerb stehen, sondern einander unterstützen und voneinander lernen. Das Netzwerktreffen hat einen Grundstein legen können.

Die Direktoren, Herr Prof. Xie, Herr Prof. Gao und Herr Prof. Pißler, stellen ihre Institute vor.

Im Anschluss gaben mehr als 10 Studierende teils in Gruppen deutschsprachige rechtsvergleichende Fachvorträge. Themen wie der Vergleich der chinesischen und deutschen Rechtsausbildung und das Datenschutzrecht in China und Deutschland waren für die meisten Teilnehmer bekannte Materie und boten in der rechtsvergleichenden Darstellung viele neue Denkanstöße. Die vortragenden Studierenden wurden später mit einem gebundenen CDIR-Notizbuch belohnt. Zum Mittagessen haben sich die Studierenden spielerisch über anfangs auf verschiedenen Sitzplätzen platzierte identische Postkartenmotive in 4er Gruppen zusammengefunden, die jeweils von CUPL-Studenten in die Mensa geleitet wurden.

Frau DONG Jiaqi vom CDIR (links) verglich mit Herrn Lu Qiyu die rechtliche Behandlung von Wuchergeschäften; Herr LIU Ye und Herr XIA Zhihao von der Tongji-Universität (mitte) stellten einen Vergleich der virtuellen Generalversammlung im Gesellschaftsrecht vor.

Nach dem Mittagessen bekamen die Studierenden die Möglichkeit in gemischten Gruppen rätsellösend den Campus zu erkundigen. Zu den Aufgaben des Spiels gehörte es unter anderem ein Selfie mit einer CUPL-Campuskatze zu schießen Auch andere Motive wie römische Zahlen und deutsche Wörter wurden in allen Ecken des Campus‘ gesucht. 

Auf der „Campuserkundung“ konnten zwei Gruppen alle Rätselobjekte finden. Viel bedeutender war das gemeinsame Kennenlernen.

Im Anschluss fanden sich die Teilnehmer für ein gemeinsames Gruppenfoto zusammen (unten Bildmitte) bevor es wieder juristisch wurde: Herr Dr. Florian Kessler, Managing Partner der Rechtskanzlei WZR in Peking, begann um 15 Uhr seinen Vortrag zur Vertragsgestaltung im Rechtsverkehr und bereitete damit den zentralen Inhalt des geplanten Studierendenwettbewerbs des nächsten Tages vor. Herr Dr. Kessler bezog sich auf diverse Vertragsarten, wichtige Klauseln und Praxisfälle. Erfreulicherweise begleitete ihn seine Mitarbeiterin und CDIR-Alumni, Frau Gao Bei, die bei sprachlichen Hürden für die chinesischen Studierenden unterstützen konnte. Als Nächstes übernahm Herr Professor Wang Qiang, Professor für Rechtsvergleichung und Rechtsübersetzung an der CUPL, mit seinem Vortrag zur Betrachtung und Behandlung von Rechtsübersetzungen (am Beispiel der deutsche Übersetzung des Qing-Zivilgesetzbuchentwurfs und der Terminologie des ZGB) das Wort. Seine Ausführungen gaben dem Fach der Rechtsvergleichung einen neuen Lernwert: Die Rechtsübersetzung ist als rechtswissenschaftliche Forschung zu behandeln, die eigene Forschungsergebnisse erzeugen kann. Zum Abschluss der Vorträge gab Herr Benesch den Studierenden eine kurze Einführung zu dem Wettbewerbsablauf am Folgetag, bei dem Inhalte aus den Vorträgen, genutzt werden konnten.

Herr Dr. Florian Kessler (links) und Herr Prof. Wang Qiang (rechts) tragen als Vertreter der Rechtspraxis und Rechtswissenschaft vor.

Zum Abschluss des ereignisreichen Tages konnten sich alle Teilnehmer wie am Tag zuvor zum Abendessen im BUPT-Hotelrestaurant zusammensetzen und das Buffet genießen. Auf dem großen Bühnenbildschirm wurden den Speisenden Fotos vom gemeinsamen Programmtag gezeigt.

9. November – Der Gruppenwettbewerb

Am Samstagvormittag wetteiferten die Studierenden in gemischten Vierer-Gruppen (siehe Bildtabelle) bei der Bearbeitung juristischer Aufgaben, um Preise zu gewinnen. Besonders hierbei waren die interdisziplinäre Aufgabeninhalte, welche den deutschen und chinesischen Studierenden abverlangten kulturelle und sprachliche Kompetenzen zusammenzubringen und auf die Seminare vom Vortag Bezug zu nehmen. Zur Unterstützung des Wettbewerbs kamen Alumni der Rechtsinstitute und deutsche DAAD-Rechtstudierende aus anderen Universitäten in Peking dazu.

Die Gruppenzuteilung der Wettbewerbsteilnehmer wurde erst kurz vor Wettbewerbsbeginn ausgeteilt.

Im Zentrum des Wettbewerbs stand der Entwurf und die Verhandlung eines universitären Kooperationsvertrags. Hierfür wurden zunächst zwei verschiedene komplementäre Sachverhalte, jeweils aus der Perspektive einer deutschen und einer chinesischen Universität, die einen gemeinsamen Kooperationswunsch hegen, an komplementäre einzelne Gruppen (1 Sachverhalt pro Gruppe) ausgeteilt. Dafür sollten die einzelnen Gruppen zunächst einen Vertrag zur Kooperation entwerfen (Foto unten links). In der letzten Runde wurden jeweils zwei komplementäre Gruppen unter der Moderation eines Hochschullehrers gegenübergestellt, um während einer Verhandlungssitzung zu dem Abschluss eines gemeinsamen (für die eigene Universität vorteilhaften) Vertrags übereinzukommen (Foto unten Mitte). Viele Verhandlungen ergaben kreative Lösungsansätze und fruchtbare Streitgespräche, die nach der Mittagspause mit Herrn Benesch, der die Aufgaben erstellt hatte, diskutiert worden sind. Herr Benesch fasste auch die abgegebenen Antworten der ersten Aufgabe, die in der Mittagspause zusammen mit den anderen Hochschullehrern ausgewertet wurden, zusammen und vergab dafür die ersten Preise (goldene CUPL-Lesezeichen). Die Ergebnisse aus Aufgabe 2 (Foto unten rechts) wurden bis zum nächsten Tag ausgewertet. Der restliche Samstag stand den Teilnehmern zur freien Verfügung.

Die Aufgaben erforderten Zusammenarbeit und Absprache unter den chinesischen und deutschen Gruppenteilnehmern.

10. November – Ausflug zum Sommerpalast

Am 10. November wurde der Ausflugsplan zur Großen Chinesischen Mauer (bei Mutianyu) aufzubrechen aus Zeitgründen umgeändert. Die Netzwerkgruppe fuhr am Morgen stattdessen mit zwei Reisebussen der CUPL zum „städtischen“ Sommerpalast. Der Sommerpalast wurde während der Qing-Dynastie als kaiserlicher Garten genutzt und ist bei milden Herbsttagen ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Während der Wanderung am See spalteten sich die Netzwerkgruppen in kleine Grüppchen auf, die sich zur Mittagszeit am Fuß des Palastgebäudes planmäßig wiederfanden. Die Hälfte der Teilnehmer ließ sich dort Mittagessen per Lieferdienst in den Park bestellen. Beim mittäglichen Zusammensein lobte Herr Benesch in einer Abschlussrede das große Engagement der Wettbewerbsteilnehmer vom Vortag, vergab die letzten Preise und versprach allen Teilnehmern die baldige Zusendung eines Teilnahmepreises. Mit dem letzten Gruppenfoto wurde das Netzwerktreffen schließlich offiziell für beendet erklärt. Die Gruppen der Nanjing Universität und der Tongji-Universität sind noch am gleichen Tag abgereist.

Viele Studierenden-Gruppen liefen einmal um den See (links) bevor Herr Benesch das Netzwerktreffen beendete (zentral-rechts). Alle Teilnehmer konnten mit einem „Netzwerkbeutel“ (rechts) nach Hause fahren.

Fazit

Das Treffen bot wertvolle fachliche und interkulturelle Austauscherfahrungen, die ein neues größeres Zugehörigkeitsgefühl für die chinesisch-deutschen Institute und ihre Rechtsstudenten geschaffen hat. Die Teilnehmer haben große Dankbarkeit gegenüber der Unterstützung des DAAD geäußert. Für die in Peking ansässigen CDIR-Studierenden war das Netzwerktreffen eine persönliche und fachliche Bereicherung, auch wenn sie dieses Jahr nicht das Privileg hatten eine andere Stadt besuchen zu können. Die Vertreter der Tongji-Universität und der Nanjing Universität haben starkes Interesse bekundet, das Treffen zwischen den Instituten jährlich „rotierend“ in den zwei folgenden Jahren weiterzuführen.