Erfahrungsberichte aus dem Studienjahr 2023/24

Anzahl: 2

1. Marc Ackermann von der LMU München – an der CUPL im Wintersemester 2023/24

Vorbereitung

Die China University of Political Science and Law wurde 1952 aus einer Vereinigung der rechtswissenschaftlichen Fakultäten verschiedener Universitäten gegründet und genießt seitdem in der Universitätslandschaft China insbesondere für Jura einen herausragenden Ruf. Die Uni verfügt in Peking über zwei Standorte, zwischen denen eine Shuttlebus-Verbindung besteht. Ich hatte die Möglichkeit im Wintersemester 2023/2024 von Ende August bis Ende Dezember ein Auslandssemester dort zu verbringen.
Da das Programm während der Pandemie nicht durchgeführt werden konnte, bekam man am Anfang relativ wenige Infos und erst ab Mai war klar, dass es mit dem Auslandssemester klappen wird. Daraufhin wurde eine WeChat-Gruppe für die internationalen Studierenden gegründet, in der man alle wichtigen Fragen stellen konnte und auch ein Zimmer im Wohnheim auf dem Campus wurde uns zugesichert. Vorab ist vor allem wichtig ein Visum zu erhalten, Flugtickets zu buchen und die nötigen Impfungen durchzuführen. Außerdem sollte man sich noch in Deutschland eine Karte mit Auslandsautorisierung organisieren, sowie Alipay, WeChat und andere Apps. Alles andere kann man notfalls auch noch vor Ort besorgen und das International Office hilft bei allen aufkommenden organisatorischen Fragen. Nach Ankunft auf dem Campus wird man direkt von einem Language Partner durch den Ankunftsprozess (Registrierung, Matratzen kaufen, SIM-Karte etc.) geführt, der auch während des Semester bei allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite steht. Insgesamt sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, wenn man sich nicht auf alles vorbereitet fühlt, da man viel vor Ort mit Spontanität, Interesse und der allgemeinen Hilfsbereitschaft wett machen kann. Ich war vorher noch nie in Asien und konnte bis zu meiner Ankunft auch noch kein Chinesisch. Nichtsdestotrotz hat am Ende alles super funktioniert und ich hatte eine super unkomplizierte Zeit in China.

Leben

Auf dem größeren Campus in Changping befinden sich hauptsächlich Undergraduates. Die Austauschstudierenden des CUPL-Programms werden in einem dorm building auf dem zentraler gelegenen Haidian-Campus untergebracht, auf dem sich auch der Alltag abspielt. Dieser ist mit etwa 3000 Studierenden der kleinere Campus und hauptsächlich Master-students und Postgraduates vorbehalten. Die internationalen Studierenden leben jeweils zu zweit in einem separaten dorm building direkt auf dem Campus. Duschraum, Toiletten und Waschküche befinden sich auf dem Flur und werden von allen geteilt. Sowohl das Zimmer als auch die Sanitätsanlagen sind komforttechnisch eher spartanisch, aber auf begrenzte Zeit absolut ausreichend. Beijing wird im Winter sehr kalt und man friert im dorm building. Warme Kleidung ist daher unbedingt zu empfehlen. Der Campus verfügt über eine sehr moderne Bibliothek, in der man angenehm lernen kann. Auf dem Campus befindet sich zudem ein Fitnessstudio, ein Supermarkt und eine Cafeteria. Das Essen in der Cafeteria ist etwas eintönig, dafür aber lecker und sehr preiswert. Zudem gibt es viele gute und nicht allzu teure Restaurants, Friseure sowie Shops für alle Dinge des täglichen Lebens in unmittelbarer Nähe zum Campus. Die anderen internationalen Studierenden kommen von überall her und machen zum Teil ihren Master oder PhD an der CUPL. Vom Campus mit Bus, Bahn und Didi erreichbar gut erreichbar befinden sich in Wudaokou und Sanlitun viele Clubs, in der man auch die internationalen Studierenden der anderen Pekinger Universitäten treffen kann. Gelegentlich werden auch Exkursionen zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten Pekings organisiert und es findet sich immer jemand, der einen Ausflug oder eine Reise machen möchte. Peking ist eine riesige Stadt mit nahezu unendlich beeindruckenden Attraktionen und definitiv das politische und kulturelle Zentrum Chinas. In Peking kann ich insbesondere die umliegenden Berge für Tageswanderungen empfehlen. Außerdem habe ich Zhangjiajie, Shenzhen, Chongqing, Chengdu, Xi‘An, Shanghai, Qingdao, Hohhot, Changsha und Thailand bereist. Reisen in China ist mit trip.com, über das Flüge, Züge und Hotels gebucht werden können, sehr einfach und auch Reisen in umliegende Länder lassen sich von China hierüber preiswerter durchführen. Dabei ist es allerdings wichtig, die sich ständig ändernden Visa-Bestimmungen beachten. Auch die chinesischen Mitstudierenden sind sehr interessiert, super nett und aufgeschlossen. So wurde ich in den ersten Wochen von der fakultätseigenen Fußballmannschaft eingeladen und nahm regelmäßig an Trainings, Spielen und ausgelassenen Mannschaftsabenden in Restaurants teil. Dort habe ich auch viele Freundschaften mit chinesischen Studierenden geschlossen. Auch Prof. Xie vom CDIR und seine Kollegen sind sehr nett und luden uns regelmäßig zu Vorträgen oder zum gemeinsamen Abendessen mit Gästen aus Deutschland ein. Ansonsten ist SuperChinese die beste App um Chinesisch zu lernen. Dies ist spätestens nach Ankunft auch fast unverzichtbar, da das allgemeine Englischniveau deutlich niedriger ist, als man es aus Europa kennt. Alipay mit integriertem trip.com und Didi und WeChat waren für mich unverzichtbare Begleiter. Zudem ist meituan hilfreich, um sich Essen zu bestellen. Andere Apps habe ich nicht benötigt. Insgesamt ist das Leben und Reisen deutlich preiswerter als in Europa, sodass man mit dem Stipendium und dem Budget aus Deutschland mehr als ausreichend Geld zur Verfügung hat.

Studium

In den ersten beiden Wochen kann man aus einer umfangreichen Liste an Kursen auswählen, die sowohl Jura als auch Chinesischkurse umfasst. Ich habe Civil Law, Constitutional Law, Selected Issues of Economic Law und Culture and Law gewählt und war damit optimal ausgelastet. Die Kurse werden auf Englisch abgehalten und finden mit den anderen internationalen Studenten (5-20 Teilnehmer) von den chinesischen Studierenden getrennt statt. Kurse gibt es sowohl in Haidian als auch in Changping. Allerdings benötigt der Shuttle Bus zwischen den beiden Standorten manchmal mehr als eine Stunde und ist häufig überfüllt. Ich habe daher darauf geachtet nur Kurse in Haidian zu belegen. Die Qualität der Vorlesungen und das Englischniveau variiert und hängt vom Professor ab. Insgesamt sind die Professoren aber sehr engagiert und hilfsbereit und ich habe viele aufschlussreiche und interessante Diskussionen erlebt. Der Unterricht profitiert sehr von den vielen internationalen Perspektiven. Die Examen sind meistens Essays oder im multiple Choice-Format und gut machbar. Der Kursplan ist so gestaltet, dass man nebenher viel Zeit hat, um China und umliegende Länder zu erkunden.


Fazit

China war für mich eine geniale Zeit, in der ich mich sehr weiterentwickelt habe und die ich sehr genossen habe. Ich habe viele neue und gute Freundschaften geschlossen, viel von China gesehen und mein gesprochenes Chinesisch von 0 auf B1 Niveau verbessern können. Folglich würde ich es auf jeden Fall wieder machen und kann es uneingeschränkt empfehlen.


2. Natalie Wüstneck von der HU Berlin – an der CUPL im Wintersemester 2023/24

Bereits seit meiner ersten Reise in das Reich der Mitte im Jahr 2015 hege ich eine Faszination für den ostasiatischen Kulturkreis und die faszinierende und facettenreiche Chinesische Kultur und Geschichte. Somit beschloss ich kurz vor meiner Examensvorbereitung auf jeden Fall die Möglichkeit zu nutzen im Rahmen eines Austauschs für einen längeren Zeitraum dorthin zu reisen. Die Organisation verlief im Großen und Ganzen gut und vor allem vor Ort wurden wir viel unterstützt von den chinesischen Professoren und Studenten sowie der Universitätsverwaltung. Eine besondere Ehre war es für uns an verschiedenen Konferenzen teilnehmen zu dürfen und sogar als Gäste bei Abendessen mit deutschen Gastprofessoren teilzunehmen.

China ist die geopolitische Weltmacht des 21. Jahrhunderts. Seit jeher gibt es schon einen intensiven Bildungsaustausch zwischen insbesondere Deutschland und China, da Chinesische Familien oftmals ihren Nachwuchs für die weiterführende Bildung nach Deutschland entsenden. Insbesondere das noch heute in der Chinesischen Kultur fest verankerten Konfuzianistischen Denken fand ich seither spannend, beispielsweise die Denkweise „vom Großen zum Kleinen“ und die gesellschaftliche Bedeutung des Kollektivs im Gegensatz zum eher in Europa vertretenen Individualismus. Zwei gegensätzliche Prinzipien, die letztlich auch den Studienalltag und Lebensweise vor Ort entscheidend prägen, z.B. in der strukturierteren, verschulteren Lehrweise und präsenten Wissenschaftspolitik.

Die China University of Political Science and Law ist die größte Universität im Bereich der Juristenausbildung in China und eine der renommiertesten zugleich. Der Campus, auf dem internationale sowie chinesische Masterstudenten gemeinsam studieren und leben, liegt im Universitätsviertel Haidian. Obwohl er im Vergleich zu den großen benachbarten Universitäten wie der Tsinghua Universität schlicht und klein ist, findet ein intensives Campusleben statt.
Die Lehrveranstaltungen an der CUPL unterscheiden sich deutlich von ihren deutschen Gegenstücken. Hier können die Studierenden zwischen internationalen und chinesischen Rechtsvorlesungen wählen. Um den Studierenden die Entscheidung zu erleichtern, ist es möglich, in den ersten 2 Wochen verschiedene Kurse zu besuchen, bevor sie sich ab der zweiten Woche für eine Auswahl entscheiden müssen. Unter Beachtung dessen, dass die aktuellen Rechtsreformen in China v.a. ihre Inspiration auch im Deutschen Zivilrecht, v.a. dem BGB, haben, ist ein Austausch aus einer wissenschaftlichen rechtsvergleichenden Perspektive auch sehr interessant.
Die CUPL bietet ihren Studierenden sehr kostengünstige Wohnheimplätze auf dem Campus an. Neben dem günstigen Preis zeichnet sich diese Option durch die Nähe zu den Vorlesungen aus.
Als Hauptstadt ist Peking das politische und kulturelle Zentrum Chinas. Daher bietet es neben den zahlreichen Möglichkeiten einer Weltstadt die Gelegenheit, Geschichte, Kultur und politisches System hautnah zu erleben. Peking beherbergt nicht nur einige der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten wie die Verbotene Stadt, sondern liegt auch in der Nähe der Großen Mauer, Chinas vermeintlich bekannteste Sehenswürdigkeit. Die CUPL bietet zudem internationalen Studierenden einige kostenfreie Ausflüge zu Zielen in der Nähe von Peking an. Neben den touristischen Attraktionen hat auch das Studentenleben in Peking seinen Reiz. Die Lebenshaltungskosten sind niedrig, so dass ein Besuch in einem chinesischen Restaurant oft nur wenige Euros kostet. Das Pekinger Nachtleben, insbesondere im Universitätsviertel Haidian, ist ebenfalls bemerkenswert.

Abschließend empfehle ich ein Auslandssemester an der CUPL wärmstens. Gerade die Tatsache, sich nicht wie üblich in anderen Auslandstudienprogrammen nur unter Europäern, sondern mit Studenten ganz unterschiedlicher Nationalitäten zu befinden und China kennenzulernen, ein Land, in welchem man sonst nicht so einfach für einen längeren Zeitraum leben kann, ermöglicht nicht nur einen juristischen Austausch, sondern erweitert auch den persönlichen Horizont!

(Die Fotos zeigen Eindrücke von Reisen während des Auslandsemesters, u.a. nach Shanghai, Tibet, Qingdao, Tibet und Peking.)