Picknick im ChaoYang Park am Qingming Fest

Peking, 6. April 2025.

Jedes Jahr im April ist das QingMing Fest ( 清明节 ). Ein Tag an dem man seinen Ahnen gedenkt, die Familiengräber pflegt und mit der Familie zusammenkommt.

Einige Tage zuvor sitzen wir zusammen in der Mensa der Uni und überlegen, was wir am QingMing Wochenende gemeinsam unternehmen könnten. Überall wird es sehr voll sein, sagen die chinesischen Studenten. Viele Feiertage gibt es in China nämlich nicht. Wenn einmal ein Tag frei ist, dann sind alle auf Achse. Nicht nur auf dem Weg in die Heimat und zu den alten Familiengräbern, sondern auch in verschiedenste Attraktionen der Stadt. Wirklich zur Ruhe kommen die Chinesen wohl eher nicht.

Dann macht WangSongJie ( 王松杰 oder auch bekannt als Konrad ) den guten Vorschlag, dass wir im Park picknicken können, denn wenn es da voll ist, kann es uns ja egal sein. Alle sind einverstanden. Gesagt, getan und wir einigen uns nach einigen Vorschlägen auf den großen ChaoYang-Park ( 朝阳公园 ) im Osten von Beijing. Ich bin überrascht über den Vorschlag, da ich gar nicht wusste, dass auch hier picknicken beliebt ist, denn nach meiner Auffassung sitzen Chinesen nur ungern auf dem Boden und in der Sonne. Über WeChat werden ganz viele Vorschläge ausgetauscht, was man alles bestellen könnte: KFC (nicht so klassisches Picknick, aber sehr beliebt hier), Obstsäfte, Früchte und und und.

Als wir im Park ankommen, sehe ich zu meiner noch größeren Überraschung hunderte von Menschen: Familien, Freunde, junge und alte Leute, die dicht an dicht auf der Wiese ihre mal mehr, mal weniger aufwendigen Lager platziert haben. Es ist eine sehr gute Atmosphäre, die Sonne scheint, weit und breit keine Grabstimmung in Sicht. Wir haben einen Platz direkt an dem kleinen Flüsschen, der durch den Park läuft und sitzen zu zehnt auf einer riesigen gelben Plastikdecke. Wir sind vier aus Deutschland (Judith, Anna, Lukas und ich) und sechs aus China ( WangSongJie, LinQiQi, HuoXingYou, BianXiaoAi, LinHongWei und LiQing) . Uns Deutschen ist lustigerweise der gleiche Einfall gekommen: Judith und Anna haben ebenfalls wie Lukas und ich ein paar Sachen aus der deutschen Bäckerei, der „South German Bakery“ in der Nähe besorgt: Brezeln, eine kleine Auswahl an Kuchen, Zimtschnecken und Schokocroissants. Unsere chinesischen Kommilitonen haben sich um die frittierten Hähnchen und ganz viel verschiedenes Obst gekümmert.

Nach dem Essen packen wir ein Spiel aus, dass eines der chinesischen Studenten extra für das Picknick besorgt hat. WangSongJie ( 王松杰  ) macht sich erst daran, allen die Spielregeln zu erklären, bis wir ganz schnell merken, dass es dem uns bekannten Monopoly sehr nahe kommt. Statt Straßen kauft man Länder. China ist, wie wir mit Schmunzeln direkt feststellen müssen, am teuersten. Da wir nur vier Spielfiguren haben, einigen wir uns schnell darauf, vier Teams zu bilden und LinHongWei ( 林洪伟 oder auch bekannt als Titus) und LiQing ( 李卿 oder Florian)  nehmen die Rolle als Schiedsrichter und der Bank ein.

Unsere kleinen Figürchen und Häuschen werden ständig vom Wind versetzt und wir stürzen uns mehrmals auf das Spielbrett, was aus einem festeren Papier besteht, sobald eine Böe kommt. Trotzdem haben wir es irgendwie vollbracht das Spiel bis zum Ende zu spielen. LinHongWei und LiQing nehmen ihre Rolle sehr humorvoll wahr. So konnte man, wenn man fast bankrott war, doch noch im Austausch gegen sich ständig wechselnde Konditionen Geld aus der Bank leihen. WangSongJie und LinQiQi hatten ständige Geldsorgen und träumten stets von einem besseren Leben. BianXiaoAi und HuoXingYou haben derweil viele Fotos von der Gruppe gemacht, denn sie beide machen das sehr gut und gerne. Lukas und ich wurden für unsere Glücksgriffe bestaunt. Am Ende gewannen dann doch Judith und Anna.

Wir hatten unseren Spaß, doch nun wurde uns der Wind etwas zu viel, sodass wir all unsere Sachen packten und unser gutes Plätzchen verließen. Wir liefen noch ein bisschen herum, unter anderem an einem riesigen weißen Haus mit Türmen und der Aufschrift „POPLAND“, einer Art Funpark, was eventuell mit dem beliebten Laden „POPMART“ in Verbindung steht und anderen Attraktionen des Parkes vorbei. Am Ausgang nahmen wir zusammen die Metro. Da Lukas und ich noch eine Verabredung in der Nähe hatten, trennten sich unsere Wege einige Stationen später.   

Es hat echt super viel Spaß gemacht. Später erstellt Bian Xiao Ai (边晓艾 oder Alexandra) eine WeChat Gruppe mit allen, in der sie und WangSongJie ihre Fotos von uns teilen. Hier ein paar Eindrücke:

Von Lisa Westrick, CDIR-Austauschstudierende im Sommersemester 2025.